Der War for Talents findet online statt: Vor allem Millennials und die jüngere Generation Z, die jetzt in den Arbeitsmarkt eintritt, haben ihre Jobsuche komplett ins Netz verlegt. Dabei landen angehende Bewerber früher oder später auf der Karriereseite des Unternehmens, für das sie sich interessieren. Was sie dort vorfinden, entscheidet häufig darüber, ob es schlussendlich zur Bewerbung kommt oder sie ihre Suche fortsetzen.
Wie authentisch sich das Unternehmen präsentiert, wie ansprechend die User Experience beim Seitenbesuch und Bewerbungsprozess gestaltet ist und wie dialogfreudig die Unternehmen sind, zählen zu den wichtigsten Kriterien einer gelungenen Karriereseite. Die HR-Benchmark-Studie der Beratungsfirma Net Federation hat genau diese Aspekte untersucht.
Das Fazit: deutsche Konzerne haben immensen Aufholbedarf in puncto Karriereseite – und demzufolge viel ungenutztes Potenzial im digitalen Recruiting.
So machen Unternehmen das Beste aus ihrer Karriereseite
Um das Employer Branding auf’s nächste Level zu bringen und passende Kandidaten zu überzeugen, sollten Unternehmen diese drei Punkte bei der Gestaltung ihrer Karriereseite beachten:
1. Authentizität durch Transparenz
Bei dem Versuch, sich möglichst ansprechend zu präsentieren und alle vermeintlich wichtigen Informationen zu vermitteln, verfallen viele Unternehmen auf ihrer Karriereseite in eine Aneinanderreihung von Buzzwords. „Wir suchen Teamplayer mit Hands-on-Mentalität“, „flexible Arbeitszeiten garantiert“ oder „zahlreiche Benefits warten auf Euch“ klingt zwar erst einmal ganz nett – doch was bedeutet das konkret? Der Floskel-Overkill bietet Kandidaten in diesen Punkten wenig Aufschluss und das Unternehmen verpasst seine Chance, sich von anderen Arbeitgebern abzugrenzen.
Welche Benefits werden Mitarbeiter geboten? Wie flexibel sind flexible Arbeitszeiten wirklich? Und was für ein Team erwartet die Bewerber? Diese Themen werden oft erst im Vorstellungsgespräch besprochen. Wirklich effizient ist das jedoch nicht – weder für den Bewerber noch für den Recruiter.
Viele Bewerber machen ihre Bemühungen davon abhängig ob beispielsweise Gleit- oder Teilzeitmodelle eine Option sind. Informiert das Unternehmen sie nicht ausreichend im Vorfeld, springen geeignete Kandidaten ab, bevor es überhaupt zu einem persönlichen Interview kommt.
2. User Experience und technische Voraussetzungen
Neben einem authentischen Einblick ins Unternehmen erwarten Bewerber einen möglichst unkomplizierten Bewerbungsablauf. Das beinhaltet zum Einen den benutzerfreundlichen Website Aufbau und zum Anderen die Möglichkeit, die Bewerbung auf schnellstem Wege abschicken zu können.
Damit die User Experience positiv ausfällt, steht allem voran die Auffindbarkeit der Karriereseite. Ein Karriere-Button sollte schon auf der Startseitennavigation zu finden sein, um eine Klick-Odyssee zu vermeiden. Ein absolutes Muss sind außerdem SEO-Freundlichkeit und die Verknüpfung der Karriereseite mit sämtlichen Social Media Accounts.
Einmal auf der Karriereseite angekommen, ist eine der einfachsten Varianten potentiellen Bewerbern entgegen zu kommen, die Option einen Lebenslauf als Datei hochzuladen. Oftmals müssen Bewerber ihren beruflichen Werdegang jedoch mühselig in Online-Formulare übertragen, die im Endeffekt nicht viel aufschlussreicher sind als der klassische Lebenslauf. Noch bewerberfreundlicher und zeitsparender ist die One-Click-Bewerbung, die die Übertragung des Profils aus Karrierenetzwerken wie Xing oder LinkedIn ermöglicht.
3. Direkte Ansprechpartner für den digitalen Dialog
Ebenso wichtig sind Interaktionsmöglichkeiten für Bewerber. Je persönlicher Unternehmen auf der eigenen Plattform mit Kandidaten in Kontakt treten, desto besser fühlen sich diese angenommen. In der Realität bieten längst nicht alle Arbeitgeber einen Ansprechpartner in ihren Stellenanzeigen an. So wird es Kandidaten äußerst schwer gemacht, Antworten auf mögliche Fragen zu bekommen, die ihrer Bewerbung vorausgehen.
Dabei gibt es viele Mittel und Wege mit Bewerbern in den direkten Dialog zu treten. Die einfachste Methode ist die Angabe der E-Mail-Adresse einer Kontaktperson. Noch benutzerfreundlicher wäre jedoch eine auf der Website integrierte Chat-Funktion oder ein Dialogangebot per Direct Messenger wie WhatsApp oder Facebook.
Best Practice: 5 Beispiele für gelungene Karriereseiten
- Technologie-Gigant Palantir gibt sich vor allem was den Interview Prozess angeht sehr transparent. Außerdem können Bewerber der Palantir Talent Community beitreten, um maßgeschneiderte Jobangebote zu erhalten.
- Fresenius gehört zu den wenigen Unternehmen, die einen eigenen Karriereblog betreiben. Hier können sich Kandidaten ein Bild vom Arbeitsalltag machen und zukünftige Kollegen näher kennenlernen.
- Chatbots sind in der HR-Kommunikation noch eine Seltenheit. Bei Bayer ist bereits ein intelligenter, digitaler Helfer namens Bobby im Einsatz, der einem so gut wie jede Frage zur Karriere bei Bayer beantwortet.
- Der Software-Anbieter HubSpot legt auf seiner Karriereseite besonderen Wert auf die Darstellung der Unternehmenskultur. In einem 128-seitigem Slide Deck präsentiert HubSpot seinen Culture Code, der potentiellen Bewerbern einen umfassenden Einblick in die Werte des Unternehmens gibt.
- Wirtschaftsprüfer Deloitte hat nicht nur eine äußerst informative Karriereseite zusammengestellt, sondern bietet Besuchern auch einen 360-Grad-Einblick in alle Standorte dank Virtual Reality Videos.